Abschalten – immer eine gute Idee
Eine globale Studie hat gezeigt, dass Kreative nach wie vor ihre Ideen zu Papier bringen.
“Wenn Menschen Dinge von Hand aufschreiben, verarbeiten sie die Inhalte tiefer.”
Schriftsteller, Künstler und Designer verwenden seit Jahrhunderten Stift und Papier, um sich inspirieren zu lassen und ihre Ideen festzuhalten. Aber mit dem Aufkommen der digitalen Medien gibt es plötzlich eine große Auswahl an inspirierenden Menüs mit Softwares, Apps und Online-Tools, um die Fantasie anzuregen und ein digitales Ideenboard zur Verfügung zu stellen.
Auf die Frage, wie sie ihre Ideen am liebsten strukturieren, antwortete die überwiegende Mehrheit der Kreativen jedoch, dass es nichts Besseres gibt als den guten alten Stift und das Papier. Nicht nur das; die meisten von ihnen bekommen ihre besten Ideen aus der Arbeit mit Papier, egal ob in Richtung Kunst, Literatur oder Printmedien.
Ideenreichtum
Diese Enthüllung stammt aus einem Bericht der Online-Dateiübertragungs-Website WeTransfer. WeTransfer wird von über 42 Millionen Menschen auf der ganzen Welt genutzt – 75% von ihnen bezeichnen sich als Kreative. WeTransfer stellte über 10.000 seiner Nutzer in 143 Ländern eine Reihe von Fragen zu Ideen – wann sie diese bekommen, wo sie sie bekommen, was sie inspiriert und wie sie sie aufnehmen. Was sie erkannten, war eine überwältigende Vorliebe für Papier. Nicht nur, um die Inspiration für die Ideen zu finden, sondern auch, um sie festzuhalten.
Auf die Frage, was sie am meisten inspiriert, antworteten 45% „Büchern und Zeitschriften“. Somit liegen diese zusammen mit “Mit Freunden sprechen” an der Spitze. Auf die Frage, wie sie diese Ideen aufzeichnen, antworteten 40% mit “Mit Stift und Papier” – mehr als doppelt so viel wie “Auf meinem Computer” und weit mehr als “Auf meinem Handy” (17%).
Denken gestattet
Pam Mueller, Sozialpsychologin und Politikwissenschaftlerin bei der Rand Corporation, die auch die Forschungsarbeit “The Pen is Mightier Than the Keyboard” mitverfasst hat, führt die anhaltende Popularität von Papier bei Kreativen auf die tieferen Denkprozesse zurück, die bei der Aufnahme ihrer Ideen stattfinden.
“Wenn Menschen Dinge von Hand aufschreiben, verarbeiten sie das Material tiefer”, sagt sie. “Wenn eine Idee entsteht, ist sie meist noch nicht vollständig geformt. Aber während man sie aufschreibt, arbeitet der Verstand mehr, als wenn man es nur abtippen würde. Die Leute denken einfach mehr darüber nach – und mehr Denken ist besser.”
Die neurologische Erklärung
Es gibt natürlich eine neurologische Erklärung für dieses Phänomen, sich inspirieren zu lassen und die Idee durch den Einsatz von Papier zu entwickeln. Ob beim Lesen oder den Besuch einer Kunstgalerie, das Gehirn empfängt eine Reihe von unterschidelichen Botschaften mit verschiedenen Sinnen. Diese “multiplen sensorischen Pfade” bieten ein besseres Verständnis und eine erhöhte Wahrnehmung einer Situation oder eines Konzepts.
„Das Problem mit dem digitalen Bildschirm ist, dass er weder kinästhetisch (mit dem Lernen durch körperliche Aktivität zu tun hat), noch räumliche Informationen in der gleichen Weise wie Print bietet”, erklärt Maryanne Wolf, Neurowissenschaftlerin an der Tufts University in Massachusetts. „Das Lesen von Druckmedien bietet mehr Zeit, die das Gehirn für Tiefenverständnis, Empathie, kritische Analyse, Einsicht und Kreativität verwenden kann.”
Weitere Informationen zum WeTransfer Ideas Report finden Sie unter we.tl/ideasreport.
Artikel von Sam Upton